Freiheit
Ich habe hier in diesem Blog tatsächlich die Freiheit über alles zu schreiben, was ich möchte. Hier geht kein Marketing-Team mit dem Korrekturstift drüber und schleift Ecken und Kanten ab. Das war mir wichtig, denn auch wenn so etwas im Allgemeinen als professionell angesehen wird, ist es vor allem eins: ziemlich langweilig. Es sind Menschen, Emotionen und auch manchmal Fehler, die das Leben interessant machen. Genau das möchte ich; interessante Geschichten erzählen, denn generische Trainee-Blogs gibt es schon genug!
Also habe ich mir folgendes Überlegt: Ich erzähle Euch von den Anforderungen an einen Trainee. Ich möchte Euch Situationen beschreiben, die nicht einfach für mich waren und im Idealfall auch welche Lehren ich daraus gezogen habe. Vielleicht dient das Ganze nur zu Eurer Belustigung aber vielleicht seht Ihr hier Parallelen zu Situationen, in denen Ihr Euch auch heute noch gelegentlich wiederfindet. Wenn dem so ist, würde mich das brennend interessieren. Lasst uns hierüber in einen Austausch gehen und voneinander lernen.
Eine Fehlerkultur
Wer das Themenfeld der Unternehmenskultur im Allgemeinen in den vergangenen Jahren aufmerksam beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass die Fehlerkultur in Deutschland dabei ist sich stark zu verändern. Mehr und mehr Unternehmen versuchen eine Kultur zu etablieren, bei der Fehler nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden oder schlimmer noch, die Verantwortung für Fehler abgegeben wird. Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen Fehler zuzugeben und diese auch im Unternehmen zu kommunizieren. Hierdurch soll das gesamte Team aus den Fehlern eines Einzelnen lernen können, ohne jemanden zu verurteilen oder bloßzustellen. Damit erlaubt man nicht nur den Mitarbeitern und dem Unternehmen sich zu entwickeln, sondern man ändert auch die Unternehmenskultur nachhaltig.
Die Auswirkungen dieses gesamtgesellschaftlichen Umdenkens, ist an unterschiedlichen Orten bereits erkennbar. Sogenannte “Fuck-up Nights” werden in immer mehr Städten in Deutschland und Österreich veranstaltet. Hierbei stellen sich Gründer*innen vor ein Publikum und erzählen ehrlich, ungeschönt und meist mit einer ordentlichen Portion Selbstironie von ihren Fehlern und den daraus folgenden Konsequenzen. Aber es ist leicht von Fehlern aus der Vergangenheit zu erzählen, wenn man letztendlich dennoch erfolgreich gegründet hat? Ja, wahrscheinlich schon. Aber Events wie diese machen Fehler Salonfähig und das hat auch Auswirkungen in Unternehmen.
Eine Unternehmenskultur, in der man Mitarbeiter dazu ermutigt proaktiv zu arbeiten und eigene Ideen & Herangehensweisen einzubringen, anstatt sie zu unterbinden, geht Hand in Hand mit einem modernen Unternehmen und einer innovativen und neu gedachten Fehlerkultur.
Tom BrinkerCloud Sales TraineeCLOUDPILOTSFehler des Monats
Ein schönes Beispiel hierfür ist folgendes: Ein klassisches Mittelstands-Unternehmen hat konservativer Fehlerkultur den Kampf angesagt, indem Fehler sogar “belohnt” werden. Über den Monat hinweg kann jeder der möchte freiwillig seinen größten Fehler einreichen und ein “Gewinner” wird gekürt. Dieser erzählt seine Geschichte im Firmeninternen Newsletter und bekommt dafür den begehrten Parkplatz direkt vor dem Bürogebäude.
Weg vom Parkplatz und zurück zum Punkt. Unternehmen bestehen aus Menschen und die machen Fehler. Diese sehr logische und wenig progressiv anmutende Geisteshaltung etabliert sich auch im Wirtschaftskontext. Unternehmen, die das Prinzip verstehen, können sich von ihren Konkurrenten auf dem Bewerbermarkt distanzieren und gleichzeitig die allgemeine Unternehmenskultur durch eine offener und produktivere Arbeitsatmosphäre bessern.
CLOUDPILOTS hat eine fortgeschrittene Fehlerkultur. Deshalb habe ich kein Problem damit Euch meine Menschlichkeit, meine Imperfektion und auch meine Fuck-ups mitzuteilen. Ich zeige Euch was ich daraus lernen konnte und Ihr erhaltet einen Einblick in mein Trainee-Leben.
Mein erster großer Fuck-up
Es folgt eine im Nachhinein eher komödiantische Geschichte, als ein klassischer Fehler. Trotzdem fällt mir gerade beim Schreiben auf, dass dieses Thema wohl einen emotionalen Einfluss auf mich hat - ich kann nicht sagen wieso. Es geht um Slack vs. Google Chat. Ein Thema, über das ich wohl Bücher schreiben könnte, daher möchte ich es hier ausklammern und über den Fehler reden.
Im Unternehmen hatten wir an einem Text und einer Präsentation über dieses Thema gearbeitet. Dienstag war es, als mich mein Kollege Matthias darauf ansprach. Der Text müsse am Donnerstag in den Newsletter mit aufgenommen werden. Einen Text dazu hatte ich gar nicht, die Präsentation war in einem “sehr frühen Stadium”. Den restlichen Tag und den darauf folgenden tat ich also nichts anderes, als an diesem einen Artikel zu schreiben. Nun war es Mittwoch Abend und der Text war so gut wie fertig. Mein Telefon klingelte. Martin, unser Head of Sales, rief mich an um sich zu erkundigen, wie es mit der Präsentation aussah.
Überraschung oder Frustration, ich bin mir nicht sicher, welches Wort meine Stimmung in dem Moment am besten beschrieben hätte. Zwei Tage lang hatte ich mit Hochdruck an dem völlig falschen Projekt gearbeitet. Zu meinem Bedauern hat die Geschichte an dieser Stelle noch nicht ihr Ende gefunden. Am Donnerstag um 12 Uhr, würde ein Newsletter erscheinen und darin sollte auch etwas über Slack vs. Google Chat stehen - soviel war sicher. Zu allem Überfluss hatte ich am nächsten Morgen mehrere Termine, in denen ich nicht fehlen konnte. 11 Uhr war es, als ich den “early draft” öffnete und anfing ihn zu überarbeiten - eine Stunde bis 12.
In die heiße Phase
Eine Stunde blieb mir, bis der Link zu der Präsentation an Kunden verschickt werden würde und in dieser Zeit kam ich gut voran. Was auch immer in dieser Präsentation stand, würden sich die ersten Kunden ganz genau um 12 Uhr ansehen. 5 Minuten blieben mir noch, dann kam Clemens, einer unserer beiden Marketing-Jungs aus Wien, zu Hilfe. Zeitgleich arbeiteten wir an den letzten Folien, besserten Tippfehler aus und formulierten holprige Sätze um. Als die Uhr 12 schlug, war alles fertig. Nur die letzte Folie steckte mir wie ein Dorn im Auge. Alles was zu lesen war, war die Überschrift “Fazit” - sonst kein Inhalt.
Die ersten Kunden öffneten die Präsentation. Google Slides ließ uns beobachten, wie sie langsam durch die Folien zum Ende hinblättern. Gleichzeitig begannen wir an verschiedenen Absätzen des gleichen Fazits zu tippen. Die allerletzte Sekunde war es, in der wir die Präsentation fertigstellten. Selten war ich so gestresst, wie in dieser einen Stunde. Mein Kollege Bilal erzählte mir später, dass er während dieser Stunde zweimal erfolglos versuchte mich anzusprechen.
Schlüssel zum Erfolg: Kommunikation
Was war der Ursprung dieses Fehlers? Wie kam es zu dieser stressigen Stunde? Einerseits war es ganz einfach eine schlechte und ungenaue Kommunikation. Außerdem war es für mich wichtig, möglichst kompetent und entschlossen zu wirken. Gerade als Einsteiger hat man oft das Gefühl, selbst die simpelsten Aufgaben nicht erledigt zu bekommen, ohne mindestens einmal einen Kollegen um Hilfe zu bitten. Das sorgt für schlechte Kommunikation, da man auf Basis von Vermutungen arbeitet.
Ich will gerne zeigen, dass auf mich verlass ist. Ich möchte zeigen, dass ich harte Arbeit nicht scheue und ich möchte es dabei so wirken lassen, als sei das alles selbstverständlich. Der Satz: “Das wird zeitlich zu knapp, das schaffe ich nicht.” ist wohl einer, den viele Trainees oder Einsteiger oft noch lernen müssen. Das führt dazu, dass man übermäßig hart arbeitet und wie in meinem Fall sogar leider komplett am Ziel vorbeischießt.
An dieser Stelle ein Aufruf: Wenn Ihr jung seid, müsst Ihr nicht Eure fehlende Erfahrung mit übermäßigem Eifer wettmachen. Ihr könnt Euren Kollegen Löcher in den Bauch fragen, denn dafür sind Kollegen da. Wenn Ihr ein vergleichbares Verhalten bei einem jungen oder unerfahrenen Teammitglied bemerkt, geht auf ihn zu und bestärkt ihn. Dadurch schaffen wir alle ein angenehmeres und produktiveres Arbeitsklima. Wenn wir aufeinander achten und Fehler als so menschlich ansehen, wie sie es sind, können wir uns selbst und jeden anderen dazu ermutigen, neue Ideen einzubringen und unserer Arbeit eine persönliche Note mitgeben.
Ich finde das eine sehr schöne Vorstellung. Und ja, mir ist bewusst, dass der Fehler jetzt keiner im klassischen Sinne war, der der Firma tausende Euro gekostet hat. Aber um ehrlich zu sein, bin ich für meinen Teil verdammt froh, dass es aktuell so etwas nicht von mir zu berichten gibt. Wenn sich hier etwas ändert und ich die CLOUDPILOTS in die Verdammnis schicke, werde ich Euch natürlich über einen neuen Blogbeitrag darüber informieren!
Ich danke Euch einmal mehr für Eure Aufmerksamkeit. Ich hoffe, Ihr könnt etwas hiervon mitnehmen. Damit verabschiede ich mich. Ich wünsche Euch schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr! Also bis demnächst, genießt Euren Tomatensaft und beachtet die Durchsagen der Flugbegleiter.
Liebe Grüße,
Euer Tom.